Photovoltaik in Spanien: Kurzer Überblick über
Einspeisetarife sowie Projektentwicklung und Finanzierung von
Freiflächenanlagen
Seit 2012 werden in Spanien für neu
errichtete Photovoltaik-Anlagen keine staatlichen Einspeisetarife mehr
vergeben. Altanlagen erhalten – wenn auch im Jahr 2014 gekürzte –
Einspeisetarife für die anfänglich zugesagte Betriebsdauer.
Daher verkaufen seit 2012 errichtete Anlagen ihren erzeugten Strom auf
dem von den Ländern Spanien und Portugal durch die OMI-Polo Español
S.A. (OMIE) organisierten Markt. Die Markt (Pool)-Preise sind auf der
Webseite http://www.omie.es/inicio einsehbar. Diese Direktvermarktung
wurde aufgrund der konstant hohen Poolpreise und den fallenden
Gestehungskosten in den letzten zwei Jahren außerordentlich populär –
und auch rentabel.
Der Zugang zum Markt wird zumeist über eine
sogenannte „Comercializadora“ organisiert, die auch häufig gegen
Gebühr die Balancing-Risiken trägt und die notwendigen
Produktionsdaten und den Forecast an den Netzbetreiber meldet. Neben
den Kosten der Comercializadora sind noch Netzzugangsgebühren (0,5
Euro pro Megawattstunde) und die Steuer über die Stromproduktion
–IVPEE- (seit Oktober 2018 temporär ausgesetzt) als weitere Kosten zu
beachten.
Dazu hat Spanien im Jahr 2017 zwei Versteigerungen
über insgesamt acht Gigawatt installierte Leistung durchgeführt, wo –
vereinfacht gesagt – den Gewinnern ein Mindestpreis für den erzeugten
Strom zugesagt wurde. Das bedeutet, dass diese Anlagen ihren Strom
ebenfalls am Strommarkt (OMIE) verkaufen und nur dann eine
Unterstützung vom Staat erhalten, falls der Jahresdurchschnittspreis
unter derzeit circa 32 Euro pro Megawattstunde fällt.
Alle
anderen Anlagen müssen sich den Marktrisiken eines volatilen
Strommarktes stellen. Viele Anlagenbetreiber versuchen dieses Risiko
durch den Abschluss eines Stromabnahmevertrages (PPA) zu hedgen. Diese
PPAs können verschiedenartig ausgestaltet werden, haben jedoch gemein,
dass sie Marktrisiken beherrschbar machen sollen. Ob das immer
sinnvoll und zielführend ist, wird die Zukunft zeigen.
Die
größte Herausforderung bei der Projektentwicklung einer
Photovoltaik-Anlage in Spanien ist die Reservierung eines Netzzuganges
und Einspeisepunktes (Hinterlegung Sicherheit 40 Euro pro
Kilowattpeak), der nahe beim Einspeisepunkt liegt, gute
Einstrahlungswerte aufweist und wo ausreichend große Grundstücke
liegen, die noch nicht von anderen Projektentwicklern reserviert
wurden. Die tatsächlichen Projektentwicklungskosten dürften in Spanien
nicht höher als 7000 bis 8.000 Euro pro Megawattpeak liegen, die
Projektrechtepreise für Anlagen mit Netzanschlusspunkt liegen jedoch
deutlich darüber, was zeigt, dass das Finden von geeigneten
Grundstücken und Netzanschlusspunkten der Flaschenhals bei der
Projektentwicklung ist.
Bei dem Kauf von Projektrechten in
Spanien sind einige rechtliche Prüfungspunkte abzuarbeiten, unter
anderem sind viele Netzzugangspunkte noch aus der Zeit von 2012 und
möglicherweise schon abgelaufen und die Grundstücksrechte
(Mietoptionsverträge und vieles mehr) entsprechen selten hohen
rechtlichen Standards.
Spanische Banken haben viel Erfahrung
mit der Finanzierung von Photovoltaik-Projekten und sind auch jetzt
sehr gerne bereit, Anlagen die nur im Markt ihren Strom verkaufen, zu
finanzieren. Beim Vorliegen eines langfristigen bankable PPA sind die
Finanzierungseckdaten natürlich vorteilhafter, ansonsten nehmen die
Banken eine Strompreisprojektion (Worst-case-Szenario) vor, um die
Finanzierungsgrundlagen festzulegen. Dabei werden gerne die 32 Euro
pro Megawattstunde als Worst-case-Szenario angenommen, welche auch der
spanische Staat als absoluten Floor betrachtet.
Quelle:
pvmagazine / Rödl & Partner
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